Evakuierungskonzept für Events wie Konzerte & Sport 
Evakuierungskonzept für Events wie Konzerte & Sport  / Foto: Shutterstock.com PRASAN MAKSAEN

Du bist auf einem Konzert und plötzlich geht ein Alarm los – keine besonders gute Vorstellung, oder? Ein gutes Evakuierungskonzept ist daher von entscheidender Bedeutung, um die Sicherheit von Besuchern und Teilnehmern von Veranstaltungen jederzeit sicherzustellen. In politisch angespannten Zeiten mit vielen potenziellen Gefahrensituationen ist es wichtiger denn je, dass Veranstaltungsorte und Events über solide Pläne verfügen. Nur können sie im Notfall schnell und effektiv handeln. 

Wir zeigen Dir, wie gute Sicherheitskonzepte für das Stadion oder den Konzertsaal aussehen.

Warum ein Evakuierungskonzept so wichtig ist

Niemand möchte sie wirklich erleben, aber zu 100 Prozent lassen sich Notfallsituationen eben auch nicht verhindern. Eine klare und leicht verständliche Kennzeichnung hilft dabei, im Fall der Fälle Verwirrung und Panik zu vermeiden und ermöglicht es allen Beteiligten, schnell und gezielt zu handeln.

Ein gutes Konzept umfasst dabei nicht nur die Planung von Notausgängen und anderer Infrastruktur, sondern auch die Schulung von Mitarbeitern und Sicherheitspersonal. Auch die regelmäßige Durchführung von Evakuierungsübungen gehört zu einer seriösen Konzeption unbedingt dazu.

Klare Kennzeichnung ist wichtig

Im Falle einer Gefahrensituation, zum Beispiel einem Brand oder einer Naturkatastrophe, kann jede Minute zählen. Es ist daher entscheidend, dass die Menschen wissen, wo sich die Notausgänge und Fluchtwege befinden und wie sie diese erreichen können.

Die klare Kennzeichnung von Sicherheitsinfrastruktur trägt in einer Ausnahmesituation dazu bei, dass Menschen schnell und sicher das Gebäude oder das Veranstaltungsgelände verlassen können. Auf dem Rettungszeichen „Sammelstelle” sind zum Beispiel vier Pfeile zu sehen, die auf eine Gruppe von Menschen zeigen. Dadurch wird unmissverständlich klargemacht, dass man sich beim Eintreten eines Notfalls an diesem Ort sammeln soll.

Ausschilderungen und Piktogramme sollten auch für Menschen mit Beeinträchtigungen leicht verständlich und zugänglich sein, diese können bei einer Evakuierung besondere Herausforderungen haben. Auch hier macht es sich bezahlt, wenn Personal vorschriftsmäßig geschult wurde.

Rechtliche Vorgaben

In Deutschland gibt es verschiedene Gesetze und Vorschriften, die die Erstellung und Umsetzung von Sicherheits- und Evakuierungskonzepten regeln. Dazu zählen unter anderem:

Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)

Das ArbSchG legt fest, dass Arbeitgeber verpflichtet sind, die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu schützen. Dazu gehören auch die Erstellung von Notfallplänen und die Durchführung von Evakuierungsübungen.

Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR)

Die ASR enthalten Vorschriften zur Gestaltung von Flucht- und Rettungswegen, Notausgängen und Feuerwehrzufahrten in und an Gebäuden.

Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)

Die GefStoffV regelt sicherheitsrelevante Aspekte bei der Verwendung von gefährlichen Stoffen. Auch diese können bei der Durchführung von Events eine Rolle spielen.

Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Veranstaltung von Sportveranstaltungen (Sportstättenverordnung)

Die sogenannte Sportstättenverordnung legt Anforderungen für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Veranstaltung von Sportveranstaltungen fest. Zum Beispiel wird durch sie geregelt, wie viele Leute in einem Stehplatzblock stehen dürfen und welche Anzahl von Wellenbrechern dort installiert werden müssen.

Brandschutzverordnungen

Eine Brandschutzverordnung legt fest, dass Gebäude und Anlagen so errichtet und betrieben werden müssen, dass im Brandfall das Entkommen aus dem Gebäude und die Rettung von Personen gewährleistet sind. Die Anfertigung einer solchen Verordnung ist hierzulande nicht bundesweit vorgeschrieben. In einigen Bundesländern gibt es aber entsprechende regionale Vorschriften.

Welche Ereignisse können eine Evakuierung nötig werden lassen?

Eine teilweise oder vollständige Evakuierung von Veranstaltungsorten kann unter anderem aus diesen Gründen nötig werden:

  • Brandgefahr oder tatsächlicher Ausbruch eines Feuers
  • eine Bombendrohung
  • Naturkatastrophen wie Stürme oder Erdbeben
  • Terroranschlag
  • Unwetterwarnungen
  • Unruhen oder Ausschreitungen
  • technischer Ausfall wie ein Stromausfall 
  • schwerer Unfall
  • chemische oder biologische Gefahr
  • Schusswaffengebrauch

Unglücke in der Vergangenheit

Immer wieder kommt es auf Events zu schweren Unglücken, weil eine ordnungsgemäße Evakuierung nicht möglich ist. Gründe dafür können unzureichende oder schlecht umgesetzte Sicherheitskonzepte, Personalmangel oder fehlende Notausgänge sein.

Katastrophe von Heysel (1985)

Das Unglück im Heysel-Stadion ereignete sich im Mai 1985 während des Europapokalfinales im Fußball zwischen dem Liverpool FC und Juventus Turin in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Eine Gruppe von Liverpool-Fans durchbrach eine bereits brüchige Mauer in Richtung der Juventus-Anhänger und verursachte eine Panik, bei der 39 Menschen starben und 600 verletzt wurden.

Das Spiel wurde trotz des Unglücks fortgesetzt, Juventus gewann am Ende mit 1:0. Dieses Stadionunglück gilt als eines der schlimmsten in der Geschichte des europäischen Fußballs. Es zog Strafen für die beteiligten Vereine nach sich, führte aber auch zur Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen in vielen europäischen Fußballstadien.

Feuer in der Gletscherbahn Kaprun (2000)

Bei einer Brandkatastrophe starben im Jahr 2000 im österreichischen Kaprun 155 Menschen, die zum Zeitpunkt des Brandes in den Zügen einer Gletscherbahn unterwegs waren. Das Feuer brach in einem Tunnel aus, der die Gletscherbahn Kaprun 2 mit dem Kitzsteinhorn-Gletscher verbindet.

Die Ursache des Brandes war ein technischer Defekt an einem Ventilationsgerät. Dieser führte dazu, dass Öl auslaufen und Feuer fangen konnte. Das Feuer breitete sich schnell aus und verursachte Rauch und hohe Temperaturen im Tunnel. Die Züge, in denen sich die Passagiere befanden, hatten keine Notausgänge und keine Möglichkeit, den Tunnel zu verlassen. Diese Umstände führten dazu, dass die meisten Passagiere den Brand nicht überlebten.

Feuer im Nachtclub The Station in Rhode Island (2003)

Im Februar 2003 kam es in der Kleinstadt West Warwick im US-Bundesstaat Rhode Island zu einem verhängnisvollen Brand infolge einer Feuerwerksshow. Im Nachtclub The Station wurden 100 Menschen getötet und 230 verletzt, weil es nur einen Notausgang gab und dieser von einer brennenden Wand blockiert war.

Loveparade in Duisburg (2010)

Bei der Loveparade 2010 in Duisburg verloren 21 Menschen ihr Leben, mehrere Hundert weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Auf der zum Veranstaltungsgelände führenden Rampe kam es aufgrund akuter Überfüllung zu einer Massenpanik. Das umstrittene Veranstaltungskonzept sah vor, dass ankommende und die Parade verlassende Besucher alle durch den gleichen schmalen Eingang gelotst wurden.

Brand im Oakland Ghost Ship (2016)

Bei einer illegalen Techno-Party im kalifornischen Oakland kam es 2016 zu einer verheerenden Brandkatastrophe. 36 Menschen starben damals, weil es in der von den Künstlern genutzten Lagerhalle keine ausreichenden Notausgänge gab und das Feuer schnell auf das ganze Gebäude übergriff.

Fazit: Events im Notfall sicher evakuieren

Ausgereifte Sicherheitsmaßnahmen und Evakuierungspläne sind im Eventbereich von großer Bedeutung, da Unfälle und Katastrophen leider immer wieder vorkommen können. Die genannten Beispiele bekannter Unglücke demonstrieren bedauerlicherweise eindrucksvoll, dass vermeintliche Selbstverständlichkeiten wie genügend Notausgänge längst nicht in allen Veranstaltungsorten vorhanden sind.